Wir werden niemals knien - Die Geschichte einer unnormalen Band by In In Extremo Wolf-Ruediger Muehlmann

Wir werden niemals knien - Die Geschichte einer unnormalen Band by In In Extremo Wolf-Ruediger Muehlmann

Autor:In In Extremo Wolf-Ruediger Muehlmann
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: riva Verlag
veröffentlicht: 2012-03-27T04:00:00+00:00


Kapitel 8

»Die Strolche lernen aufrecht stehen«

(Die schwere Geburt des Albums Mein Rasend Herz)

Was war nur los? Warum, zum Teufel, war plötzlich der Wurm drin? Wochen- ja monatelang, den gesamten Herbst und Winter 2004 hindurch, tüftelten und komponierten, texteten und arrangierten die Protagonisten an ihrer neuen Platte, es gab viele Ideen und noch mehr Puzzleteile, aber ein erfolgreiches Ende war in diesem Chaos einfach nicht in Sicht. Jeder Einzelne stand neben sich, wirkte überarbeitet, ja vor allem: Erstmals in der Geschichte von IN EXTREMO fühlte sich jeder Einzelne zuweilen überfordert. Reiner war von Beziehungsproblemen völlig vereinnahmt und konnte zur Albumproduktion gar nichts beitragen, was die Schlagzeug-Aufnahmen nicht nur unnötig in die Länge zog, sondern auch dazu führte, dass in seiner Abwesenheit diverse Aufnahmen überarbeitet werden mussten. Nächtelang grübelte der Drummer schlaflos in seinem Zimmer im Aufnahmestudio und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Die Asche und Zigarettenstummel schnippte er durch ein kleines Loch des Fliegengitters am Fenster, wo sich so nach und nach ein stattlicher Haufen an Kippenresten gebildet hatte. »Die Studiobesitzer konnten diesen Raum wegen des Rauchgestanks für lange Zeit gar nicht mehr nutzen«, erinnert sich Michael. »Bei uns herrscht in den Musikerunterkünften generell Rauchverbot«, erzählt Produzent Vincent Sorg. »Aber was will man machen, wenn sechs von sieben Bandmitgliedern Kette rauchen? Hinzu kommt noch, dass IN EXTREMO gerne viel und lange feiern. Es gibt Tage, da sitzen diese Vögel noch um 10 Uhr vormittags bei Kippen, Bier und Schnaps und kriechen dann irgendwann in den Aufnahmeraum. Als die Albumaufnahmen beendet und IN EXTREMO abgehauen waren, fanden wir als Studiobetreiber und Vermieter, dass es nun an der Zeit ist, mal richtig durchzurenovieren.«

Kay fühlte sich diesmal im Studio völlig fehl am Platze, die Tristesse des grauen Herbstes schlug auf sein Gemüt, und er sehnte sich zurück nach Malaysia, wo Frau und Kinder lebten. Doch es gelang ihm, aus der Not eine Tugend zu machen, indem er all sein Fernweh und den psychischen Stress zu Papier brachte. Daraus entstanden die wunderbaren, von Basti komponierten Stücke Raue See, Horizont sowie Singapur. Hinzu kam – quasi aus dem Nichts – das Lied Liam sowie der Titelsong Rasend Herz, dessen Text Dudelsackspieler Pymonte seinem Sänger zum Geburtstag geschenkt und dessen Grundmelodie er Kay in einer Demoversion nach Malaysia geschickt hatte. Kay sagt rückblickend dazu: »Ab diesem Zeitpunkt begann ich, wieder an die Band zu glauben. Mein Rasend Herz war ein Album am Abgrund, aber es ist immer noch mein Lieblingsalbum, obwohl wir später bessere Songs gemacht haben. Eigenartigerweise hört man der Platte nicht an, dass sie unter Schmerzen entstanden war.«

Ganz so negativ, wie Kay den Aufnahmeprozess beschreibt, stellt Basti die Arbeiten an Mein Rasend Herz nicht dar. »Wir hatten durchaus genügend gute Songs, mit denen wir ins Studio gegangen waren«, erinnert sich der Gitarrist. »Lediglich der damalige Gemütszustand von Reiner wirkte destruktiv auf uns. Ich hatte seine Schlagzeugparts im Vorfeld programmiert, und Reiner musste lediglich alles nachspielen.«

»Mit Sünden ist mein Kahn geladen

Voll mit Unzucht bis zum Kragen

Hab von jeder Plage zwei

In meiner Ladung dabei

Mein Leiden drückt



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